Mit Fit-Tests gegen Tinnitus

Anlässlich der "Tinnitus Awareness Week 2018", die vom 5. bis 11. Februar 2018 auf Initiative der British Tinnitus Association stattfindet, hat Kjersti Rutlin, Global Technical Training Specialist für Gehörschutz bei Honeywell Industrial Safety, in einem Kommentar dazu aufgefordert, dass man mit mehr Fit-Tests dem Problem Tinnitus zu Leibe rücken sollte.

Kjersti Rutlin von Honeywell Industrial Safety ist überzeugt, dass Fit-Tests einen großen Beitrag zur Bekämpfung von Erkrankungen wie Tinnitus leisten können, da diese oft ein Resultat unsachgemäß getragener PSA sind (Quelle Bilder: Honeywell)

Rutlin schreibt: „Das Bewusstsein für die Notwendigkeit wirksamen Gehörschutzes zu fördern ist von großer Bedeutung, um den lärminduzierten Gehörverlust zu bekämpfen. Deswegen sollten Initiativen, wie die Tinnitus-Woche, begrüßt werden. Fehlendes Bewusstsein ist tatsächlich einer der wesentlichen Gründe, warum Tinnitus so verbreitet ist. [1] Dabei ist es eine Krankheit, die vermieden werden kann. Begründet liegt dies vor allem in einer Lücke der Regulierungen und Gesetze zur Arbeitssicherheit, kombiniert mit ungenügenden Schulungen der Arbeitnehmer.

Besonders auffällig ist, dass Fit-Tests – eine einfache Trainingseinheit zur Beurteilung, ob Mitarbeiter ihren Gehörschutz ordnungsgemäß tragen – immer noch nicht gesetzlich vorgeschrieben sind. [2] Dementsprechend werden Fit-Tests auch nicht weitreichend in der Praxis umgesetzt. Aktuelle Entwicklungen zeigen jedoch, dass sich die Branche der Arbeitssicherheit in dieser Hinsicht verändern wird.

Zunehmend wird die Wichtigkeit der Fit-Tests in der Arbeitssicherheit anerkannt und könnte in Zukunft auch zu gesetzlichen Änderungen in vereinzelten Ländern führen. In den USA hat die nationale Organisation der Occupational Safety and Health Administration (OSHA) die Bedeutung der Fit-Tests anerkannt und versichert, dass „Persönliche Schutzausrüstung (PSA) jedem Mitarbeiter fachgerecht passen muss“. [3] Standardsetzer in Deutschland vergleichen zurzeit unterschiedliche Testmethoden und arbeiten an einem Standard für Fit-Tests.

Diese Entwicklungen sind vielversprechend. Fit-Tests können einen großen Beitrag zur Bekämpfung von Erkrankungen wie Tinnitus leisten, da diese oft ein Resultat unsachgemäß getragener PSA sind. Technologische Entwicklungen werden in der Zukunft zudem Möglichkeiten bieten, Schulungsprozesse durch automatisierte Fit-Tests noch effektiver und einfacher zu gestalten. Werden entsprechende Tests in die Schulungen der Mitarbeiter integriert, kann es Mitarbeiter dazu anleiten, sich mehr Gedanken über ihren Gehörschutz zu machen und sich nicht allein auf das Single Number Rating (SNR) verlassen.

TH_03_2018 Tinnitus-Honeywell

Das SNR ist zurzeit eines der verbreitesten Verfahren zur Messung der tatsächlichen Dämmleistung. Es liefert einen im Labor ermittelten Durchschnittswert. Dabei handelt es sich lediglich um eine grobe Einschätzung der Dämmwirkung, die sich mit Gehörschutzvorrichtungen bei ordnungsgemäßer Verwendung erreichen lässt. Im Gegensatz dazu kann ein Fit-Test individuelle Einschätzungen der Dämmwirkung bieten, wobei automatisierte Fit-Tests eine noch genauere Einschätzung zu ermöglichen scheinen.

So hat zum Beispiel der Norwegische Offshore-Wartungsbetreiber Beerenberg Group im Jahr 2013, Fit-Tests im Rahmen einer Schulung mit 288 Mitarbeitern durchgeführt. Das Ergebnis war eindeutig: 40 % der Mitarbeiter nutzten ihre PSA nicht ordnungsgemäß, resultierend in unzureichender Dämmwirkung (weniger als 16dB). Laut SNR wurde aber eine Dämmwirkung von 30 bis 34 dB erreicht. Auffallend war vor allem das Ergebnis der Wiederholung des Fit-Tests, nachdem die Schulung erfolgreich durchgeführt wurde: nur 5 % der Mitarbeiter trugen ihre PSA nicht ordnungsgemäß. [4]

Es scheint eindeutig, dass Schulungen zu Fit-Tests eine wichtige Ergänzung zu den bisherigen Gehörschutzmaßnahmen sind. Wichtig ist dabei allerdings, dass dies in regelmäßigen Abständen überprüft wird, um eine kontinuierlich ordnungsgemäße Benutzung der PSA sicherstellen zu können. Technologische Entwicklungen können dabei besonders hilfreich sein. Automatische Fit-Tests ermöglichen es, dem Mitarbeiter zu signalisieren, wenn er seinen Gehörschutz sachgerecht trägt oder anpassen muss. Auch das Bewusstsein der Auswirkungen des lärminduzierten Gehörverlustes und Krankheiten wie Tinnitus sollten regelmäßig Thema in Schulungen sein. So haben 80 % der Mitarbeiter der Beerenberg Group bestätigt, dass die Fit-Test-Übung ihr Bewusstsein für Gehörschutz erweitert hat. [5]

In dieser Hinsicht sollten auch andere Instrumente in die Schulungen mit aufgenommen werden. Wie zum Beispiel Audio- und Video-Dateien, welche die Symptome des Tinnitus und die damit verbundenen lebensverändernden Auswirkungen aufzeigen. Mit der Zeit können diese Instrumente Mitarbeitern dabei helfen, ihr Wissen über lärminduzierten Gehörverlust aufrecht zu erhalten und stetig zu erweitern.“

Quellen

[1] https://www.tinnitus-liga.de/pages/tinnitus-sonstige-hoerbeeintraechtigungen/tinnitus.php

[2] Fit-Tests sind aktuell in Europa nicht gesetzlich vorgeschrieben, siehe https://osha.europa.eu/en/legislation/directives/82

[3] Directorate of Standards & Guidance Update, International Safety Equipment Association Annual Meeting, November 30, 2017

[4] https://www.norskoljeoggass.no/no/Stoy/Maling-av-stoy-i-arbeidsmiljo/

[5] https://www.norskoljeoggass.no/no/Stoy/Maling-av-stoy-i-arbeidsmiljo/

info-germany.hsp@honeywell.com, T +49 451 70274-0, www.honeywellsafety.com

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