Umweltschutz: VDMA warnt vor striktem PFAS-Verbot

Viele Dichtungen, Ventile, Schläuche und Kompressoren enthalten PFAS. Deutschland drängt auf eine EU-weite Beschränkung der gesundheitsgefährdenden Stoffe. Laut VDMA hätte das für Teile der Industrie schwerwiegende Folgen.

Stop dangerous PFAS per-and polyfluoroalkyl substances used in products and materials due to their enhanced water-resistant properties - Concept with hand erasing
(Bildquelle: Francesco Scatena / stock.adobe.com)

Das von der EU geplante umfassende PFAS-Verbot würde die industrielle Produktion teilweise auf den Entwicklungstand von 1950 zurückwerfen. Die Qualität der Grundversorgung der Menschen wäre an vielen Stellen gefährdet. Der Maschinenbau fordert daher einen anderen, strikt risikobasierten Ansatz der Regulierung.

Das von der EU-Kommission geplante Verbot von mehr als 10.000 chemischen Stoffen der PFAS-Gruppe lässt im mittelständisch geprägten Maschinen- und Anlagenbau laut VDMA „alle Alarmglocken läuten“. Da Fluorpolymere (Teilgruppe der PFAS: Per- und Polyfluoralkylsubstanzen) in vielen Dichtungen, Ventilen, Schläuchen oder Kompressoren zum Einsatz kommen, und es zumeist keinen adäquaten Ersatz für diese Stoffe gibt, „wären fast alle Maschinenbaufirmen in unterschiedlichem Maß von diesem Verbot betroffen“, sagte Dr. Sarah Brückner, Leiterin VDMA Abteilung Umwelt und Nachhaltigkeit, auf einer PFAS-Infoveranstaltung des Verbands. „Wir würden mit den alternativ zur Verfügung stehenden Materialien zum Teil auf den Entwicklungstand von 1950 zurückgeworfen“, warnte Brückner.

Fast 500 Mitgliedsfirmen nahmen an der Veranstaltung teil – ein Rekordwert, der die große Betroffenheit der Branche deutlich macht. „In dieser Regulierung findet keine angemessene Differenzierung statt, es ist ein Generalangriff“, warnte Dr. Matthias Peters, Manager Global Materials & Compliance von Trelleborg Sealing Solutions. Eine Konsequenz eines so umfassenden Verbots wäre, dass die Qualität der Grundversorgung der Menschen mit Blick auf Gesundheit, Sicherheit oder Nahrung leiden würde, weil industriele Prozesse gefährdet wären, erläuterte er.

Unternehmen fordern strikt risikobasierten Ansatz der Regulierung

Der VDMA fordert daher einen strikt risikobasierten Ansatz der Regulierung. „Es gibt PFAS-Stoffe, die kein relevantes Risiko für Mensch und Umwelt darstellen, aber die Langlebigkeit und Sicherheit vieler industrieller Produkte und Produktionsprozesse garantieren. Diese PFAS-Gruppen müssen vom Verbot ausgenommen werden. Einzelausnahmen für bestimmte Produkte wie zum Beispiel Wärmepumpen führen in die Irre, weil es allein schon im Bereich der grünen Technologien Tausende solcher Ausnahmen geben müsste“, betonte Brückner. „Die EU-Behörden überschreiten ihr Mandat. Sie dürfen Stoffe, von denen kein relevantes Risiko ausgeht, nicht verbieten“, ergänzte Peters.

Unterscheidung zwischen Konsumprodukten und Industrieanwendungen

Derzeit laufen unter der Regie der EU-Behörde ECHA öffentliche Konsultationen zum geplanten PFAS-Verbot. „Der VDMA begleitet als größter Industrieverband in Europa dieses Thema seit über 3 Jahren, quasi von der ersten Sekunde an. Wir haben uns bei allen Konsultationen beteiligt und Input geliefert. Aber wir erleben jetzt das komplexeste Verfahren im Bereich der Stoffbeschränkung, das wir in den vergangenen 25 Jahren gesehen haben“, sagte Peters. Ergebnis dieser Konsultationen soll „ein maßgeschneiderter Vorschlag zur PFAS-Beschränkung sein“, hieß es auf der Veranstaltung. „Wenn die EU dieses Versprechen ernst nimmt, müssen zum einen die sogenannten ‚polymers of low concern‘ erlaubt bleiben. Zum anderen muss die Regulierung viel deutlicher zwischen Konsum- und Industrieprodukten unterscheiden“, forderte VDMA-Expertin Brückner. „Komponenten, die tief im Inneren einer Maschine verbaut sind und ordentlich entsorgt werden, dürfen nicht mit Teflonpfannen oder Skiwachsen gleichgesetzt werden!“

Der VDMA hat eine PFAS-Infoseite unter www.vdma.org/pfas eingerichtet.

info@vdma.org, T +49 69 66 03 0, www.vdma.org

Hersteller zu diesem Thema

 


 

Sie wollen TH Technischer Handel abonnieren?

Abonnieren Sie die digitale Ausgabe einschl. eines gedruckten Exemplars!

Weitere Pluspunkte: Sie können TH Technischer Handel auf dem PC, dem Tablet und dem Smartphone lesen und Artikel in den Ausgaben ab Juni 2016 nachschlagen. Und es dürfen vier Kollegen mitlesen.

Erstmal testen? Hier können Sie ein Probeabo bestellen.

Das könnte Sie auch interessieren