Produktions- und Auftragszuwächse im Juli

Die deutsche Industrie geht mit frischem Schwung und beschleunigten Wachstumsraten in die zweite Jahreshälfte. Nach der kleinen Delle im Vormonat zogen Produktion und Neuaufträge im Juli wieder an. Das signalisiert der finale saisonbereinigte IHS Markit/BME-Einkaufsmanager-Index (EMI), der binnen vier Wochen um 1,0 Punkte auf 56,9 gestiegen ist. Das Konjunkturbarometer liegt bereits seit mehr als dreieinhalb Jahren über der 50-Punkte-Referenzlinie und ist damit ein Beleg für das anhaltend robuste Wachstum der deutschen Industrie.

Bei den Auftragseingängen gab es im Juli wieder "einen soliden Zuwachs" zu verzeichnen (Bildquelle: Dreaming Andy / Fotolia.com)

„Die deutsche Industrie hat ihre kleine Schwächephase im Juni offensichtlich gut überstanden. Das lässt uns hoffnungsvoll nach vorn blicken“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Erfreulich sei zudem, dass sich die zuletzt etwas eingetrübten Geschäftsaussichten wieder aufgehellt haben. Sorge bereiteten ihm dagegen die wieder anziehenden Einkaufspreise, so Grobosch abschließend.

„Die Industrie gewinnt wieder etwas an Stärke. Im ersten Halbjahr hatten Streiks, die hohe Zahl an Krankheitstagen sowie die Verunsicherung durch einen drohenden Handelskrieg das Wachstum ausgebremst“, bewertete DIHK-Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink die aktuellen EMI-Daten. Eine Ausweitung der Produktion im Juli könnte ihrer Ansicht nach daher ein wichtiges Zeichen sein. „Angesichts der hohen Kapazitätsauslastung wären auch Erweiterungsinvestitionen angezeigt. Ob diese umgesetzt werden, wird auch davon abhängen, ob die EU eine nachhaltige Einigung mit der US-Administration erzielt. Wichtig ist zudem, dass die Bundesregierung die Zukunftsthemen für den heimischen Standort – wie Digitalisierung und Fachkräftesicherung – entschlossen angeht“, teilte Krietenbrink dem BME mit.

Die Ungewissheiten im Zusammenhang mit möglichen Strafzöllen und Handelsbarrieren treiben nach Ansicht von IHS Markit-Volkswirt Sian Jones vielen EMI-Umfrage-Teilnehmern Sorgenfalten auf die Stirn. Auch ein weiterer signifikanter Anstieg der Einkaufspreise sei ein potenzieller Störfaktor für weiteres Wachstum. Negativ bemerkbar mache sich auch der anhaltend hohe Druck auf die Lieferketten – eine Folge der Engpässe bei den Zulieferern.

Gezielte Abarbeitung der Auftragsbestände

Die Produktion wurde im Juli wieder stärker ausgeweitet als in den beiden Vormonaten. Ausschlaggebend hierfür war neben der anziehenden Binnen- und Exportnachfrage auch die gezielte Abarbeitung der Auftragsbestände.

Der Teilindex Auftragseingang erholte sich von seinem 27-Monatstief im Juni und wies wieder einen soliden Zuwachs aus. Von den hohen Werten zum Jahresbeginn war der Teilindex jedoch weit entfernt.

Preiserhöhungen bei den Lieferanten, teurerer Stahl und strengere Umweltauflagen in China ließen die Einkaufspreise im Berichtsmonat abermals kräftig nach oben klettern. Wie bereits seit September 2016 wurden die Verkaufspreise auch im Juli erhöht. So gaben fast 16 % der befragten Einkaufsmanager die höheren Rohstoffpreise an ihre Kunden weiter, während nur etwa 3 % ihre Verkaufspreise reduzierten.

Die Geschäftsaussichten binnen Jahresfrist stiegen im Juli zwar auf ein Dreimonatshoch, im historischen Kontext blieben sie aber recht verhalten. Für positive Stimmung sorgten neue Projekte und die Einführung neuer Produkte.

info@bme.de, T +49 69 30838-0, www.bme.de/emi

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