Industrie trotz globaler Risiken weiter auf Wachstumskurs
„Die wachsenden internationalen Spannungen können dem Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland offenbar nur wenig anhaben. Das belegen die finalen EMI-Daten für den Berichtsmonat August“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME). Dennoch seien die von ihnen ausgehenden Gefahren für die internationalen Lieferketten nicht zu unterschätzen. „Sorge bereiten unseren Einkäufern zudem die erneut stark gestiegenen Beschaffungspreise. So haben sich in jüngster Zeit vor allem Stahl und Rohöl verteuert“, fügte Grobosch hinzu.
„Die konjunkturelle Abkühlung setzte sich laut EMI im August fort. Dies überrascht vor dem Hintergrund der weltpolitischen Unsicherheit nicht“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Zunehmende protektionistische Maßnahmen von Donald Trump mit dem Damoklesschwert Autozölle seien für die deutsche Industrie ein Risiko. Darüber hinaus werden nach Einschätzung der Helaba-Bankdirektorin auch zahlreiche Schwellenländer zur Belastung, da deren strukturelle Schwächen mehr und mehr zu Tage treten. Das Wachstum werde in Deutschland 2018 die Dynamik des Vorjahres nicht halten können. Aufgrund der starken Binnenkonjunktur sei laut Traud „aber immerhin ein Wachstum von 1,8 % und somit oberhalb der Beschäftigungsschwelle wahrscheinlich“.
„Die Industrieproduktion wächst, allerdings bleiben die Raten deutlich hinter der Dynamik des vergangenen Jahres zurück. Die Verunsicherung angesichts der handelspolitischen Verwerfungen ist schon jetzt ein Bremsklotz der konjunkturellen Entwicklung“, bewertete DIHK-Konjunkturexpertin Sophia Krietenbrink die aktuellen EMI-Daten. Mehr als jedes dritte Industrieunternehmen sehe laut DIHK-Konjunkturumfrage in den wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen ein Risiko für seine Geschäfte. Gleichwohl planten sie derzeit noch mit expansiven Investitionen.
„Trotz der Eintrübung in der Industrie geben die Einkaufsmanagerindizes im August ein klares Wachstumssignal für Deutschland wie auch für den Euroraum insgesamt. Nimmt man die positive Entwicklung bei den Dienstleistern hinzu, rechnen wir für das gesamte Jahr in Deutschland mit einem Wachstum von etwa 2 %, trotz aller Verunsicherungen und Turbulenzen“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, dem BME.
Nach Einschätzung von Phil Smith, Principal Economist bei IHS Markit, „sehen die aktuellen Daten auf den ersten Blick verhältnismäßig gut aus: Mit 55,9 Punkten liegt der EMI komfortabel auf Wachstumsterrain und deutlich über seinem langjährigen Durchschnitt von 52,5.“ Verglichen mit den Werten vom Jahresanfang werde allerdings ersichtlich, dass sich das Wachstum merklich abgeschwächt habe; und es gebe Warnsignale, dass sich die Abkühlung in den nächsten Monaten fortsetzen könnte. Im Moment jedoch sehe es vorerst danach aus, dass die Industrie auch im dritten Quartal einen positiven Beitrag zum gesamtwirtschaftlichen Wachstum leisten werde – dank der anhaltend kräftigen Zuwächse in der Produktion.
Der EMI-Teilindex für die Industrieproduktion zeigt, dass nach Bereinigung saisonaler Faktoren die Industrie auch im August ihre Produktion steigerte, womit das Wachstum seit mittlerweile über fünf Jahren anhält. Die Steigerungsrate blieb im Vormonatsvergleich nahezu unverändert und damit auf starkem Niveau. Unternehmen, die Zuwächse verbuchten, schrieben dies in den meisten Fällen dem Plus an Neuaufträgen zu.
Bezüglich der Einkaufspreise musste die deutsche Industrie erneut stark Anstiege verkraften. Auch wenn sich die Inflationsrate zum zweiten Mal hintereinander leicht abschwächte, blieb sie immer noch deutlich über dem historischen Durchschnitt. Erneut gaben die Unternehmen einen Teil des Kostenanstiegs in Form höherer Verkaufspreise an ihre Kunden weiter. Damit hält der Preisauftrieb in der Branche seit nunmehr zwei Jahren an. Zudem beschleunigte sich die Inflationsrate gegenüber Juli etwas.
info@bme.de, T +49 69 30838-0, www.bme.de/emi
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