Frühjahrsumfrage Mittelstand: Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos
Immerhin deutet sich für den weiteren Jahresverlauf eine leichte Erholung an. So haben sich die Geschäftserwartungen im Mittelstand nach dem scharfen Einbruch im Vorjahr erholt. „Die Unternehmen können die weitere Konjunkturentwicklung offenbar besser einschätzen als im vergangenen Frühjahr, als die Lage noch vollkommen unklar war. Dennoch ist die Erwartungshaltung der Unternehmen noch meilenweit von den Werten der letzten Jahre entfernt“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung, bei der Vorstellung des Mittelstandsberichts 2021.
Die Unternehmen sind bei der Beurteilung der zukünftigen Auftragseingänge optimistischer als im Vorjahr. 30,3 % der Befragten rechnen mit steigenden Auftragsbeständen bis zum Jahresende (Vorjahr: 26,6 %). Auch die Umsatzerwartungen haben sich wieder etwas aufgehellt. Vergleichsweise positiv äußerte sich das Verarbeitende Gewerbe, während der Handel die Umsatzentwicklung eher pessimistisch einschätzt.
Wie schnell und stark sich die Konjunktur in Deutschland in den nächsten Monaten erholen wird, ist ungewiss. Das veranlasst die mittelständischen Unternehmen zur Zurückhaltung bei ihren Investitionsplänen. Zwar liegt der Anteil der investitionsbereiten Unternehmen erneut über der Marke von 50 % (51,5 %), allerdings werden die hohen Investitionswerte wie zwischen 2016 und 2019 bei Weitem nicht mehr erreicht. Vor allem die wichtigen Erweiterungsinvestitionen sind seltener geplant als im Vorjahr (52,4 %; Vorjahr: 55,1 %).
Das Winterhalbjahr 2020/2021 war für den deutschen Mittelstand schwierig. Mehr als jedes dritte Unternehmen (34,6 %) meldete einen Umsatzrückgang. Das ist ein deutlich höherer Wert als in der Vorjahresbefragung (22,5 %), als die Corona-Krise gerade erst begonnen hatte. Zum Vergleich: Im Frühjahr 2019 hatten nur 17,3 % der Mittelständler Umsatzeinbußen gemeldet, 2018 nur 15,2 %.
„Ein Andauern der Krise dürfte die Stabilität vieler Unternehmen weiter beeinträchtigen“, betont Hantzsch. Der mühsame Eigenkapitalaufbau der letzten Jahre im Mittelstand sei durch die Corona-Krise zum Teil wieder zunichtegemacht worden. Weiter stabil halten die KMU das Zahlungsverhalten. Die überwiegende Mehrzahl der Mittelständler verbuchte den Zahlungseingang weiterhin innerhalb von 30 Tagen nach Rechnungsstellung und 28,3 % der Befragten blieben von Forderungsausfällen gänzlich verschont (Vorjahr: 23,9 %). Allerdings waren mehr Unternehmen als im Vorjahr von hohen Forderungsausfällen betroffen (9,0 %; Vorjahr: 7,3 %). Ein weiteres Indiz für eine Verschlechterung der finanziellen Lage in den Unternehmen.
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