EMI rutscht im Februar noch tiefer ins Minus
„Nachdem der EMI abermals unter die magische 50-Punkte-Schwelle gerutscht ist, stellt sich uns die Frage, ob es sich nur um eine Konjunkturdelle oder bereits um den beginnenden Abschwung handelt“, betonte Dr. Silvius Grobosch, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. (BME) am 5. März 2019.
„Im Februar zeigt sich der EMI noch einmal schwach. Vermutlich hat die Diskussion um Autozölle Unsicherheit in die deutsche Industrie gebracht“, kommentierte Dr. Gertrud R. Traud, Chefvolkswirtin der Helaba Landesbank Hessen-Thüringen, am 5. März 2019 auf BME-Anfrage die aktuellen EMI-Daten. Auch wenn dieses Thema noch nicht vom Tisch sei, zeigten sich bezüglich anderer Aspekte deutliche Erholungsanzeichen. Die expansive Geld- und Fiskalpolitik in China habe dort schon für eine Konjunkturaufhellung gesorgt. Auch seien die Chancen weiterhin hoch, dass die USA und China ihren Handelsstreit beilegen bzw. sogar Zollsenkungen herbeiführen könnten. „Der starke Aktienmarktanstieg wird auch die Stimmung bei den Unternehmen in Deutschland beflügeln. Es gibt also auch in Deutschland Boten für einen Konjunkturfrühling“ teilte die Helaba-Bankdirektorin dem BME abschließend mit.
„Die Industrie in Deutschland befindet sich in einer leichten Rezession, während gesamtwirtschaftlich eine solche Rezession dank starker Dienstleister vermieden werden konnte. Daran scheint sich im ersten Quartal nichts zum Positiven zu wenden, wenn man auf die Einkaufsmanager-Indizes blickt“, sagte Dr. Ulrich Kater, Chefvolkswirt der DekaBank, am 5. März 2019 dem BME.
Zur jüngsten Entwicklung des EMI-Teilindex Einkaufspreise sagte Dr. Heinz-Jürgen Büchner, Managing Director Industrials, Automotive & Services der IKB Deutsche Industriebank AG, am 5. März 2019 dem BME: „Schon im Verlauf des Februar 2019 sind die Preise etlicher Kunststoffe angestiegen. Während dieser Zeit erhöhten sich auch die Notierungen etlicher Vormaterialien. Die Rohölpreise stabilisieren sich aktuell um 65 USD je Barrel Brent. Bei Ethylen, Propylen und Benzol zogen die Kontraktpreise für März 2019 aktuell deutlich an. Wir gehen davon aus, dass diese größtenteils in der Lieferkette durchgereicht werden. Dies gilt umso mehr, als bei einigen Kunststoffen die Versorgung im Verlauf des zweiten Quartals 2019 infolge von Wartungsarbeiten knapper werden könnte. Somit sind in den nächsten Monaten anziehende Kunststoffnotierungen zu erwarten.“
Schrumpfende Produktion
Zum ersten Mal seit fast sechs Jahren ist die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe Deutschlands im Februar geschrumpft. Der Rückgang überkompensierte den leichten Anstieg im Januar und war auf einen anhaltenden Sinkflug der Neuaufträge zurückzuführen. Das Plus im Konsumgüterbereich konnte dabei das Minus im Vorleistungs- sowie im Investitionsgüterbereich nicht ausgleichen.
Wandel vom Verkäufer- in Einkäufermarkt
Der saisonbereinigte Teilindex Einkaufspreise fiel im Februar den vierten Monat in Folge auf den nun niedrigsten Stand seit Oktober 2016. Die Verbilligung von Stahl wurde weithin als einer der Hauptfaktoren für den Rückgang angegeben. Daneben merkten einige Umfrageteilnehmer an, dass sich der Verkäufermarkt allmählich in einen Käufermarkt entwickelt, da die Einkaufsmengen fallen und Verfügbarkeit steigt.
Der etwas geringere Kostendruck und die nachlassende Nachfrage bewirkten einen langsameren Anstieg der Verkaufspreise. Die Inflationsrate schwächte sich gegenüber Januar merklich auf den niedrigsten Stand seit Dezember 2016 ab. Allerdings notierte der saisonbereinigte Teilindex immer noch über seinem langfristigen Mittelwert von 51,6 Punkten. Während die Preise für Konsumgüter erneut kräftig zulegten, fielen die Erhöhungen für Vorleistungs- und Investitionsgüter moderat aus.
Pessimistischer Jahresausblick
Die Sorgen der Hersteller im Hinblick auf die Produktionsauslastung der kommenden zwölf Monate haben sich im Februar vergrößert. Die Erwartungen wurden so pessimistisch eingeschätzt wie seit November 2012 nicht mehr. Für Kopfzerbrechen bei den befragten Managern sorgen dabei immer noch der bevorstehende Brexit, Handelskriege, geopolitische Unsicherheiten und die Abkühlung der Konjunktur. Nur die Hersteller von Konsumgütern zeigten sich zuversichtlich, binnen Jahresfrist weiteres Wachstum zu generieren.
info@bme.de, T +49 69 30838-0, www.bme.de/emi
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