BGA: „Corona-Krise hat massive Auswirkungen auf die Unternehmerschaft“

Der BGA hat Ende März eine Umfrage durchgeführt. Diese ergab, dass die Auswirkungen des Corona-Virus und die notwendigen staatlichen Maßnahmen die Unternehmen massiv treffen, so der BGA am 8. April 2020. 96 % der befragten Groß- und Außenhändler und der B2B-Dienstleister gaben an, existenziell (45 %) oder zumindest teilweise (51 %) betroffen zu sein. Damit droht, die Drehscheibe von Versorgung und Logistik bei einer sich fortsetzenden Entwicklung zum Erliegen zu kommen.

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Erhebliche Einbrüche auf der Kundenseite

Die Unternehmen des Groß- und Außenhandels sowie der B2B-Dienstleister müssen deutliche Einbrüche bei den Umsätzen verkraften. Vier von fünf Unternehmen verzeichnen ausbleibende neue Aufträge (79 %) und mehr als jedes zweite beklagt eine Stornierung bereits in Auftrag gegebener Bestellungen (58 %). Fast jeder dritte Unternehmer sieht sich mit der Forderung nach Verlängerung der Zahlungsziele konfrontiert. Jedes achte Unternehmen muss zudem auf die Kundenforderung nach Preisnachlässen reagieren. Momentan sieht dagegen nur jedes achte Unternehmen noch keine Auswirkungen.

Lieferketten und Versorgung vor Herausforderungen gestellt

Die Folgen bahnen sich ihren Weg durch die Lieferkette. Insgesamt zeichnet sich somit eine schwieriger werdende Versorgungslage im Groß- und Außenhandel sowie bei den B2B-Dienstleistern ab. Die Unternehmen reagieren mit Vorsorgemaßnahmen, sind aber auf staatliche Flankierung angewiesen, um sicherzustellen, dass es nach der Krise weiter gehen kann. Sechs von zehn Unternehmern haben einen Notfallplan erstellt, um den Geschäftsbetrieb aufrechtzuerhalten.

Die Entscheidung, den Geschäftsbetrieb herunterzufahren, hat bereits mehr als jeder zweite eingeleitet. Viele Unternehmen beabsichtigen dabei die beschlossenen staatlichen Maßnahmen wie Kurzarbeit, Stundung von Steuern und Sozialversicherungsbeträgen in Anspruch zu nehmen.

Die Unternehmen greifen in der aktuellen Krise zunächst auf ihre finanziellen Ressourcen zurück. Dies gilt für jedes zweite Unternehmen. Externe Finanzierungen – also Kredite, Bürgschaften, Finanzierunghilfen – benötigen bislang 30 % der Unternehmen. „Diese Situation zeigt, dass die Unternehmen in den vergangenen Jahren ihre Hausaufgaben in der Unternehmensfinanzierung gemacht haben und damit für schwierige Zeiten Vorsorge geleistet haben“, heißt es von Seiten des BGA. „Allerdings zeigt die Umfrage auch, dass die Reserven angesichts der Heftigkeit der Auswirkungen überwiegend nicht ausreichen, um die Krise ohne staatliche Sicherungsmaßnahmen durchstehen zu können.“

Sicherung von Unternehmensfinanzierung und Liquidität

Die Sicherung der Unternehmensfinanzierung hat im Großhandel eine wichtige Funktion. Der Groß- und Außenhandel ist über Konditionsvereinbarungen wie Zahlungsziele ein Finanzier seiner Kunden. Nach Berechnungen der Bundesbank weisen die Unternehmen im Großhandel Forderungen in Höhe von über 270 Mrd. EUR aus. Ausbleibende Umsätze bei weitgehend fortbestehenden Ausgabenverpflichtungen können daher die Finanzierung gefährden und Unternehmen existenziell bedrohen.

Der BGA begrüßt daher ein rasches Handeln zur Sicherung der Unternehmensfinanzierung und hat ergänzende Schritte gefordert. Er sieht sich darin unterstützt, dass 45 % der Unternehmen monieren, dass die umgesetzten Maßnahmen weitgehend über alle Bereiche gleichermaßen zu bürokratisch und langsam sind. Für 34 % reichen die beschlossenen Finanzierungshilfen wie Steuerstundung und -herabsetzung sowie Liquiditätshilfen nicht aus. Bemängelt wird von 23 %, dass andere Finanzierungshilfen kurzfristig nicht zur Verfügung stehen. Das Fehlen von durch die Hausbank geforderten Sicherheiten sieht immerhin noch jedes achte Unternehmen kritisch. Dagegen sehen sich bislang nur 5 % mit einer Kürzung von Kreditlinien bzw. der Warenkreditversicherungen konfrontiert, im Außenhandel sind es allerdings doppelt so viele Unternehmen.

Schnelles und unbürokratisches Handeln ist die drängendste Aufgabe aus Sicht der Unternehmen. Gesundheitspolitisch wird vielfach vorgebracht, dass die Politik weitgehender Agieren sollte. Viele Unternehmen erwarten dabei ein bundesweit einheitliches Vorgehen.

„Die Corona-Krise muss schnell und sicher für alle Beteiligten eingedämmt werden“, schreibt der BGA. „Mit einem längeren Andauern der Krise besteht die Gefahr, dass die Verlagerung von der Endstufe hin zu den wirtschaftlichen Vorstufen weiter massiv voranschreitet. Dem muss durch effektive und passgenaue Maßnahmen gegengesteuert werden. Am besten kann dies durch ein Maßnahmenbündel erreicht werden, das zum einen aus einem leichteren Zugang zu Finanzierungen durch staatliche Hilfen und Absicherung mit Blick auf Kreditfinanzierungen, Bürgschaften und Factoring besteht und zum anderen – dies fordern vor allem Kleinst- und Kleinunternehmer – aus Soforthilfemaßnahmen u.a. in Form von Zuschüssen, die schnell und unbürokratisch Liquidität verschaffen. Wichtig ist auch, Regelungen zu entschärfen, die die Versorgung in der aktuellen Situation erschweren, und in Beschäftigungsfragen Erleichterungen und Vereinfachungen bei den Beiträgen und dem rechtlichen Rahmen umzusetzen und zugleich den Arbeitnehmern möglichst materielle und berufliche Sicherheit zu geben.“

info@bga.de, T +49 30 590099-581, www.bga.de

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