Kautschukindustrie: 2021 war ein „sehr ungewöhnliches Jahr

Das Jahr 2021 war für die deutsche Kautschukindustrie laut Wirtschaftsverband der deutschen Kautschukindustrie (wdk) „erneut ein sehr ungewöhnliches Jahr mit schnell wechselnden Phasen wirtschaftlicher Aufholprozesse sowie konjunktureller Rückschläge“. Was sich schon in der zweiten Jahreshälfte 2020 abzeichnete, bestätigte sich 2021: Der Lockdown großer Teile der Industrie war definitiv einfacher zu realisieren, als der schnelle Wiederanlauf. Nach Angaben des wdk häuften sich die Engpässe und Hindernisse bei der Materialbeschaffung. „Die Lieferkette stockte zum einen durch Logistikstaus sowohl im Schiffs- als auch im Straßengüterverkehr. Zum anderen kam es zu einer nie zuvor dagewesenen Anzahl und Frequenz von Force Majeure-Meldungen bei Vorprodukten der Kautschukverarbeitung. Corona war dabei nur eine der Ursachen. Dazu kamen Naturkatastrophen, Betriebsunfälle und Maschinenschäden“, erläutert Michael Berthel, Chef-Volkswirt des Verbands.

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Bildquelle: Pamir / stock.adobe.com

Die Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie mussten größte Anstrengungen unternehmen, die Lieferkette aufrecht zu erhalten. Dies gelang zwar, brachte aber längere Lieferzeiten und insbesondere enorme Preissteigerungen der benötigten Rohmaterialien mit sich. Die Rohstoffpreise sind im Jahr 2021 in der Breite (für nahezu alle Rohstoffe) massiv gestiegen – und zwar kontinuierlich. Im 4. Quartal lagen die Preise um bis zu 80 % über denen des Vorjahresquartals und im Vergleich des Jahresmittels 2021 zu 2020 um bis zu 65 % höher. Zum Jahresbeginn 2022 haben die Preise dann einen weiteren kräftigen Sprung nach oben gemacht. Gleiches gilt für die Energiepreise, die gegen Jahresende 2021 exponentiell anstiegen. Die Eskalation des Russland-Ukraine-Konflikts lässt die Risikoprämien aktuell dramatisch steigen. Das ohnehin extrem sensible Thema exorbitanter Energiepreise spitzt sich dadurch weiter zu.

Durchgängiger Erholungsprozess für non-automotive Produkte

Die Geschäftsentwicklung der Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie unterschied sich 2021 je nach Spezialisierung deutlich. In dem für den Technischen Handel relevanten Geschäft mit non-automotive Produkten war 2021 durchgängig ein Erholungsprozess zu verzeichnen, der zu einem Umsatzzuwachs von 13,6 % auf knapp 3,5 Mrd. EUR führte. Ohne die Störungen der Wertschöpfungskette hätte der Zuwachs noch weitaus höher liegen können – eine entsprechende Nachfrage war gegeben.

Insgesamt lag der Branchenumsatz im Jahr 2021 bei knapp 10 Mrd. EUR. Das Umsatzvolumen vor der Pandemie – der Branchenumsatz 2019 betrug rund 1 Mrd. EUR mehr – wurde bei weitem verfehlt.

Zum Jahreswechsel 2021/2022 ist die wirtschaftliche Situation immer noch paradox. Hohe politische und konjunkturelle Unsicherheiten belasten eine nachhaltige Erholung. Auch der anhaltende Einfluss der Corona-Pandemie im weiteren Jahresverlauf ist nicht abschätzbar. Die Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie bewegen sich weiterhin in einem immer noch stark gestörten Geschäftsumfeld.

Die Ergebnisse der wdk-Jahresumfrage 2022 unterstreichen die Einschätzung einer in Teilen fragilen, in Teilen robusten Branchenkonjunktur. Im Vergleich zum Ende des vergangenen Jahres hat sich die Unruhe und hohe Volatilität auf der Beschaffungsseite keineswegs entspannt und auch die Nachfragesituation ist wenig verändert.

Unternehmen und Verband prognostizieren für 2022 einen Branchen-Umsatzzuwachs von 7 %. Das kann allerdings angesichts der vielen Risiken für die Branchenkonjunktur nur ein Richtwert unter den aktuell bekannten Rahmenbedingungen sein.

info@wdk.de, T+ 49 69 7936-0, www.wdk.de

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