Rezession befeuert Insolvenzzahlen

Die schwache Wirtschaftsentwicklung und die anhaltend hohen Belastungen haben die Insolvenzzahlen in Deutschland weiter ansteigen lassen. Im 1. Halbjahr 2024 registrierte die Creditreform Wirtschaftsforschung 11.000 Unternehmensinsolvenzen. Das ist ein Anstieg um fast 30 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum (8.470 Fälle).

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„Die Insolvenzen in Deutschland haben den höchsten Stand seit fast zehn Jahren erreicht. Die Unternehmen kämpfen im ersten Halbjahr 2024 weiter gegen die Auswirkungen der Rezession in 2023, anhaltende Krisen und die kraftlose konjunkturelle Entwicklung in diesem Jahr“, sagt Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. „Das alles zusammengenommen bricht vielen Betrieben das Genick“, so Hantzsch weiter.

Mehr Großinsolvenzen – höhere Schäden

Die Untersuchung der Creditreform Wirtschaftsforschung belegt für das 1. Halbjahr 2024 einen Anstieg der Forderungsausfälle und der betroffenen Arbeitnehmer. Verantwortlich hierfür ist die deutlich gestiegene Zahl an Insolvenzen von mittleren und großen Unternehmen. So haben sich die Fallzahlen bei Großunternehmen (mehr als 250 Mitarbeiter) gegenüber dem Vorjahreswert verdoppelt. „Wir sehen, dass nicht die reine Anzahl an Insolvenzfällen entscheidend ist. Die Auswirkungen einer Unternehmenspleite sind deutlich größer als beispielsweise zu Zeiten der Weltfinanzkrise 2009“, erläutert der Creditreform Sprecher.

Im 1. Halbjahr 2024 waren schätzungsweise 133.000 Beschäftigte von der Insolvenz betroffen (Vorjahreszeitraum: 125.000). „Der Fokus des Insolvenzrechts auf Sanierungen und den Erhalt von Unternehmen sowie Arbeitsplätzen zielt vor allem auf größere Firmen ab, was den Anstieg der Fallzahlen in diesem Segment in den letzten Jahren erklären könnte“, erläutert Hantzsch. Unternehmen würden die Insolvenz zunehmend auch als Chance in der Krise begreifen, um aus der Schieflage zu kommen.

Haftungsbeschränkte Gesellschaften oft Insolvenzkandidat

Die GmbH war mit einem Anteil von 44,2 % aktuell stärker im Insolvenzgeschehen vertreten als im gleichen Vorjahreszeitraum. Im Gegensatz dazu ist die Bedeutung von Einzelunternehmen und Kleingewerben rückläufig. Ihr Anteil am Insolvenzgeschehen betrug im 1. Halbjahr 2024 noch 37,4 %. Damit sind die Entwicklungen bei den Rechtsformen ein Indiz für den Anstieg größerer Insolvenzen. 10,0 % der Insolvenzfälle des 1. Halbjahres 2024 hatten die Rechtsform UG (haftungsbeschränkt). In allen vier Hauptwirtschaftsbereichen stiegen die Insolvenzzahlen mit zweistelligen Prozentraten. Der Anstieg reichte von 20,4 % im Handel bis zu 34,9 % im Dienstleistungssektor. Im Baugewerbe stieg das Insolvenzaufkommen um 27,5 %, was ein deutlich stärkeres Plus war als im Vorjahr und von der Baukrise beeinflusst worden sein dürfte. Die überwiegende Mehrzahl der Insolvenzfälle (59,1 %) gehört jedoch zum Dienstleistungssektor. Insolvenzen 2024 erstmals über Vor-Corona-Niveau „Die wirtschaftliche Entwicklung in Deutschland dürfte 2024 aller Voraussicht nach schwach ausfallen. Zusammen mit den immer noch hohen Zinsen bleibt die Unternehmensfinanzierung eine echte Herausforderung. Selbst nachdem die Europäische Zentralbank (EZB) Anfang Juni die angekündigte Zinswende vollzogen hat, dürften die Unternehmensinsolvenzen noch bis Jahresende zunehmen und im Gesamtjahr erstmals wieder das Vor-Corona-Niveau übersteigen“, warnt Hantzsch. Die aktuelle Studie von Creditreform zeigt vor allem im Segment der größeren Unternehmen ein sehr dynamisches Insolvenzgeschehen, das weit über dem normal üblichen Niveau der vergangenen Jahre liegt. In diesen Entwicklungen würden sich auch die aufgestauten Probleme der zurückliegenden Krisen spiegeln. Viele Unternehmen hätten zudem ein Schuldenproblem und könnten aufgrund der schlechten Wirtschaftslage den Zahlungsverpflichtungen aus eigener Finanzkraft derzeit kaum nachkommen. „Die Unternehmensstabilität in Deutschland ist derzeit so wacklig wie seit vielen Jahren nicht mehr“, fasst Hantzsch die Ergebnisse zusammen.

info@verband.creditreform.de, T +49 2131 109-0, www.creditreform.de

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