wdk-Herbsttagung: Standortfrage und Branchenperspektive im Mittelpunkt

Bei der diesjährigen Herbsttagung des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie (wdk) in Frankfurt am Main lag der Fokus auf der Standortfrage. Branchenvertreter und Experten beleuchteten in Diskussionsrunden und mit Vorträgen vor rund 200 Gästen die zunehmend schwierigen Bedingungen am Produktionsstandort Deutschland und die volatilen Marktbedingungen. Zugleich gaben sie einen Ausblick auf mögliche Entwicklungen.

Rund 200 Teilnehmer zählte die Veranstalter der diesjährigen Herbsttagung des Wirtschaftsverbands der deutschen Kautschukindustrie Bildquelle: wdk

Der neu gewählte Präsident des wdk, Michael Klein (Hutchinson GmbH), sieht einen Schwerpunkt seiner künftigen Arbeit im Verband bei dem Einsatz für den Industriestandort Deutschland. „Die deutsche Kautschukindustrie ist bekannt für ihre Leistungsfähigkeit, ihre Flexibilität und ihre Innovationskraft. Damit sie aber auch in Zukunft auf den internationalen Märkten erfolgreich bleiben kann, müssen sich die Standortbedingungen verbessern.“ Als Beispiele nannte er bezahlbare Energiekosten, eine Chemikalienregulierung mit Augenmaß und einen deutlichen Abbau von Bürokratie. Die Kautschuk-Branche könne Lösungen aufzeigen, auf die Gesellschaft und Umwelt dringend warten. Verantwortungsbewusst, authentisch, realitätsnah und kompetent biete sich der Verband Politik und Zivilgesellschaft als Problemlöser an.

Im Verlauf der Tagung diskutierten Peter Cöllen (Vorwerk Autotec), Sabrina Kaiser (Conradi + Kaiser) und Konrad Ummen (Optibelt) mit wdk-Hauptgeschäftsführer Boris Engelhardt die Zukunft inhabergeführter Unternehmen der deutschen Kautschukindustrie. Als besondere Herausforderungen sahen sie die überbordende Bürokratisierung und die Fachkräftegewinnung. Gleichzeitig hoben sie die Einbettung der deutschen Unternehmen in die globalen Märkte hervor und betonten die Notwendigkeit einer Stärkung von Forschung und Entwicklung.

„Energieintensive Industrien senden SOS“

Einen kritischen Blick auf die deutschen Standortbedingungen warf Norbert Theihs, Geschäftsführer VCI Berlin in seinem Vortrag „Europa als Chemiestandort: energieintensive Industrien senden SOS“. Gerade bei der Chemie sei die Deindustrialisierung bereits in vollem Gange, was auch daran liege, dass die Strompreise in Deutschland kaum bezahlbar seien. So seien beispielsweise die Stromsteuern im europäischen Vergleich viel zu hoch.

Um „Gemeinsame Lösungen für regulierte Rohstoffe“ ging es bei der Podiumsdiskussion zwischen der wdk-Nachhaltigkeitsexpertin Dr. Veronika Beer mit Hans Evers /Weber & Schaer“ und dem wdk-Chefchemiker Volker Krings. Evers berichtete dabei aus seiner Praxiserfahrung mit der Behandlung von Naturkautschuk in der EU-Verordnung zu entwaldungsfreien Lieferketten (EUDR). Hier sei vieles noch vollkommen unklar, wie etwa die Frage, welche Länder in welcher Form vom Benchmarking erfasst sein werden. Auch die Reaktionen in den Anbauländern seien bislang sehr heterogen.

Umsatzrückgang für vier von fünf Unternehmen

wdk-Chefvolkswirt Michael Berthel warf einen Blick auf das Marktgeschehen bei Kautschukrohstoffen. Die deutsche Kautschukindustrie sei von der Rezession deutlich betroffen. Die jüngste Mitgliederbefragung habe ergeben, dass vier von fünf Unternehmen nach den ersten drei Quartalen dieses Jahres einen Umsatzrückgang im Vergleich zu 2022 verzeichnet haben. Auch die Perspektiven für die nächsten Monate zeigen sich in keiner guten Verfassung. Die Inlandsaufträge der Branche gingen im Jahresverlauf durchschnittlich um 7,1 % zurück, die Auslandsaufträge um 5,1 %. Bei Rohstoffen zeigten zu Beginn des 4. Quartals nahezu alle Preise für die in der Kautschukindustrie verwendeten Materialien wieder nach oben. Berthels Fazit: Politik und Prozesskette müssten dazu beitragen, dass die international technologisch führende deutsche Kautschukindustrie überlebt. Sonst gäbe es für die anspruchsvollen Produkte und Anwendungen der Zukunft keine geeigneten Lösungen für elastomere Anforderungen mehr.

info@wdk.de, T +49 69 7936-0, www.wdk.de

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